Ich habe - wie viele andere - lange Jahre der Meinung auferlegen, dass wir Menschen Fleisch zu uns nehmen müssen. Ganz nach dem Motto der „Schlank im Schlaf“- und „Low Carb“-Bewegung: wollen wir gesund und schlank bleiben, sollten wir wenig Kohlenhydrate, dafür aber viel tierisches Protein zu uns nehmen. Mit diesem Artikel möchte ich aufklären und ein bisschen Licht in unsere Evolutionswissenschaft bringen, damit auch die Paleo-Jünger anfangen, etwas weniger Fleisch zu konsumieren. Der Urmensch fraß fast ausschließlich Pflanzen Wir stammen vom Affen ab, dem Australopithecus. Erste Funde stammen aus einer Zeit vor ca. 4 bis 4,5 Mio. Jahren. Untersuchungen der Gebissmorphologie und –struktur zeigen, dass dieser fast zu 95 bis 99 % pflanzliche Nahrung zu sich nahm wie Wurzeln, Früchte, Samen und Blätter. Seinen Eiweißbedarf deckte er durch Würmer und Insekten. Vielleicht auch mal ein Ei. Erst 2 Mio. Jahre später entwickelte sich der Homo sapiens. Der Homo sapiens war überwiegend Sammler
Der Homo sapiens erfand Werkzeuge für die Jag, das Aufbrechen von Knochen und schließlich das Feuer. Werkzeuge ermöglichten ihm zu jagen, durch Feuer konnte er sein Essen erhitzen und dadurch seine Nährstoffzufuhr verbessern. Dennoch weiß man: der Homo sapiens war überwiegend Sammler und aß hauptsächlich grün. Warum? Weil er im Jagen selten erfolgreich und das Fleisch eben nicht so lange haltbar war wie heutzutage in unseren Kühlschränken. Späte Domestikation und Nutzung von Milch Erst 100.000 Jahre vor Christus begann der Mensch mit der Domestikation, dem Betreiben von Ackerbau und dem Nutzen von Wildtieren für die Landwirtschaft und den privaten Gebrauch. Auch hier aß der Mensch zu 90 Prozent Pflanzen. Schlachtung fand zu besonderen Anlässen statt. Und erst vor 6000 Jahren fing der Mensch überhaupt erst an, Milch zu trinken und Käse zu produzieren. Gehen wir davon aus, dass ein Mensch durchschnittlich 40 Jahre alt wurde, dann liegen gerade mal 150 Generationen zwischen dem Beginn des Milchverzehrs und heute. Kein Wunder, dass gerade mal 24 Prozent der Weltbevölkerung keine sogenannte Laktoseintoleranz im Erwachsenenalter haben. Warum der Mensch kein reiner Fleischesser ist Von der Anthropologie zur Physiologie des Menschen: vergleicht man den Menschen mit einem Fleischfresser, fallen folgende Punkte auf: 1. Der Mensch produziert a Amylase: a Amylase sind ein Enzym hergestellt in der Mundschleimhaut, was uns befähigt, bereits im Mund Stärke in kleinere Zuckermoleküle zu spalten. Ein typisches Merkmal für Pflanzenfresser, die viel Stärke durch Pflanzen zu sich nehmen. Fleischfresser produzieren kein stärkeabbauendes Enzym, weil Stärke nicht in tierischen Lebensmitteln vorkommt. 2. Der Mensch muss Vitamin C von außen zuführen. Weiteres Indiz für Pflanzenfresser, welche Vitamin C ausschließlich durch Nahrung aufnehmen. Fleischfresser hingegen produzieren Vitamin C selbst und sind nicht auf entsprechende Nahrung von außen angewiesen. 3. Gebissmorphologie: Wir besitzen keine Reißzähne, auch wenn Menschen immer wieder behaupten, dass wir mit unseren niedlichen kleinen Eckzähnen was bewegen können. 4. Wir besitzen Tänien und Haustren: es handelt sich hierbei um spezielle Ausstülpungen im Magen-Darm-Trakt, welche nur für große Mengen an schwerer verdaulichen Pflanzenanteilen vorgesehen sind, die bei Fleischfressern nicht vorkommen. 5. Unsere Magensäure- Sekretion entspricht nicht der von Fleischfressern. Um Proteine gut zu spalten, benötigt man entsprechend viel und starke Magensäure. Wir produzieren zwar auch HCl, aber nicht in den Mengen wie ein Lebewesen, dass ausschließlich auf Fleisch angewiesen ist. Abschließend ist festzuhalten: der Mensch ist definitiv kein Fleischesser, aber er ist auch kein reiner Pflanzenesser. Er ist Herbivore mit einem großen Schwerpunkt in der pflanzlichen Nahrung. Vor dem Hintergrund der Massentierhaltung, der damit verbundenen Belastung der Umwelt und dem Welthunger darf sich jeder selbst die Frage stellen, ob er weiterhin Fleisch konsumiert oder nicht lieber auf die geringe Fleischmenge zur Aufrechterhaltung seiner Körperfunktionen verzichtet, indem er auf heutige Möglichkeiten der Supplementation zurückgreift, um beispielsweise seinen B12 Haushalt zudecken.
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AutorJennifer Lotz, seit 3 Jahren "auf den Spuren der veganen Ernährung" seit 2018 in Weiterbildung zur staatlich zertifizierten Beraterin für vegane Ernährung. Archiv
September 2019
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